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Warum ist eigentlich schon mit 65 Jahren „Schluss“?

Mein Vater ist Akademiker. Er befand sich in der glücklichen Lage, auch nach dem pflichtgemäßen Renteneintritt weiterhin über seinen Büchern hängen zu können und über für mich kryptisch scheinenden Formeln und Konzepten theoretischer Physik zu brüten.

Auch wenn er jetzt mit zunehmendem Alter – mittlerweile in den Achtzigern – nicht mehr sonderlich viel liest, aber das ist eine andere Geschichte. Was ich damit sagen will – es gibt eine Menge Menschen, bei denen der 65. Geburtstag gleichzeitig bedeutet – Ruhestand. Lebensänderung.

Ein Freund von mir ist der Sache offensiv begegnet. Er hat als Richter gearbeitet und wurde mit 65 Jahren ordnungsgemäß in den Ruhestand „abgeschoben“. Klar hat er Rente bekommen usw, und natürlich hätte er das auf Antrag auf 68 Jahre verlängern können und sicherlich gehört er zu einer privilegierten Klasse – aber merkwürdig war es schon, ihn dabei zu beobachten, wie er plötzlich den ganzen Tag nichts zu tun hatte. Dabei ist er dank für einen Juristen relativ gesunden Lebenswandel fit wie ein 40jähriger und rennt den ganzen Tag im Haus auf und ab und überlegt sich, was er so anstellen könnte. Die natürliche Konsequenz war, dass er momentan die ganze Zeit auf Reisen ist.

So… jetzt kommt das, worüber ich nachgedacht habe. Warum ist es eigentlich immer noch so, dass bei deutschen Beamten und beamtenähnlich abgerechneten Arbeitnehmern der Ruhestand pflichtgemäß eintritt? Warum kann das nicht jeder für sich selbst entscheiden? Ich verstehe nicht ganz, wieso in Zeiten von medizinischem Fortschritt und immer längerer Lebensdauer das Arbeitsalter für einige Leute einfach festgelegt endet?

Dafür, dass man einige länger arbeiten lässt, wenn sie möchten, könnte man doch andere Menschen, die krank sind, früher in den Ruhestand lassen. Vielleicht ist das hoffnungslos naiv, aber mit ein bisschen Fokus auf der Sache könnte doch durchaus eine Lösung gefunden werden.

Helena