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Junggesellinnenabschied – Erfahrungsbericht

Vor kurzem lud mich meine Freundin zu ihrem eigenen Junggesellinnenabschied ein – für mich ein jungfräuliches Erlebnis!

Meine Freundin heiratet. Und da darf ein ordentlicher Abschied natürlich nicht fehlen.
Bei uns fing alles ganz harmlos an: Erst einmal Pizza und Sekt. Dazu ein kleines ,,sex-tells“-Spielchen: Stadt, Land, Fluss, wobei
wir natürlich über Kindernamen und Sex redeten.
Wir stellten fest, dass eine von uns reudigen Sex, die andere feurige Liebe und noch eine andere ihr Kind Adelheid nennen möchte.
Danach waren wir einigermaßen warm und auch auf das Thema ansich eingestellt.
Wir zogen weiter in die nächstgelegene Bar.

Dort waren die Hocker so kuschelig, dass wir es uns einmal gemütlich machten, noch einen Sekt bestellten und vor uns hin schwiegen. Ein anderer Junggesellinnenabschied zog feiernd und lärmend an uns vorbei – der erste Frustmoment.
Eine zupfte verlegen an ihren Haaren, die andere beobachtete hoch konzentriert kleine Sektbläschen und ich, ich überlegte fieberhaft, wie man die Stimmung kippen könnte.
,,Äh, lasst uns doch mal über Sex reden, jetzt, ganz offen.“ Schlug ich also armselig vor. Zaghaftes Lächeln.
,,Äh, hast du nicht letztens etwas von Analsex erzählt?“ Ermunterte ich weiter eine der Genossinnen.
Die wurde puterrot, aber zumindest wussten wir fünf Minuten später, was man bezüglich dieser Thematik alles beachten muss.
Zwei Sekt und ein paar Geschichten später ging es auch an die erste Aufgabe: Fotos schießen mit sovielen Männern wie möglich!
Dazu Kurze und Süßigkeiten verkaufen, natürlich. Der Klassiker.

Das war aber gar nicht so einfach, wie es sich liest: Manche Männer hätten gern ein Foto mit unserer hübschen Braut geschossen, jedoch gaben ihre Freundinnen mit einem bestimmten Kopfnicken das Zeichen zum Weitermarschieren vor. Auch Bemerkungen wie: ,,Du stehst ganz schön unterm Pantoffel, wa?“ Verhalfen uns zu keinem Foto.
Andere ließen gar nicht mehr ab und wichen für den Rest der Nacht nicht von unserer Seite.
An dieser Stelle: Danke Manfred und Hans, für die vielen Drinks!
Wir zogen also von Bar zu Bar und unsere Braut hatte einiges an Aufgaben zu lösen: Auktionen vor Straßencafés, bei denen sie nicht wusste, was sie da ,,an den Mann bringt“, Cheeseburger-Wettessen mit einem Haufen Punks, Lose verkaufen wie auf einem Rummel und der Spaßfaktor schlechthin: Karaoke singen!

Zwischendurch fragte ich meine Freundin, die permanent glücklich strahlte: ,,Hast du eigentlich gar keine Angst vorm Heiraten?“
,,Doch, tierisch,“ gab sie zu ,,doch ohne die wärs nur halb soviel Spaß.“ Damit flüchtete sie sich auf die Tanzfläche vor dem weiteren Gesprächsverlauf. Das stimmte mich dann doch nachdenklich. Gehören die Schlotterknie zum Heiraten dazu? Und hätte ich Angst? Ich hätte ganz bestimmt Angst. Soviel Angst, dass ich auf mein Motorrad steigen und abhauen würde, so wie ich mich kenne.
Aber das ist wohl der Punkt beim Verabschieden: Die Angst zu überwinden und zu wissen, dass das, was ,,danach“ kommt, eben wichtiger und schöner ist, als die Angst.

Um fünf Uhr morgens hüpfte sie immer noch ausgelassen auf der Tanzfläche, während wir schon völlig geschafft am Rande müde lächelten. ,,Ihr habt wirklich nett durchgehalten“ feixt sie beim späteren Pommes-Frühstück. ,,Ihr hattet alle schon keine Lust mehr und habt trotzdem so getan, als hättet ihr Spaß!“
Um sieben Uhr morgens sitze ich im Zug nach Hause.

Mein Fazit? Es war irgendwie komisch. Ein Junggesellinnenabschied tut auch immer ein bisschen weh: ,,Du bist jetzt kein kleines Mädchen mehr! Vielleicht bist du schon die nächste!“ Sagt so ein Abend. Aber ich war froh, dass meine Freundin von uns am meisten Spaß gehabt hat. Denn was gibt es Schlimmeres bei den Hochzeitsvorbereitungen, wenn ausgerechnet der letzte Abend in freier Wildbahn zu einem Flop wird?

Helena