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Heimliche Hochzeit

Die Prominente machen uns den Trend eifrig vor: Heimliche Hochzeiten werden immer beliebter!

Seit einigen Jahren erstarkt ein kurioser Trend: Anstatt im riesigen Rausch zu ehelichen, ziehen es viele Paare jetzt vor, heimlich in einer Nacht und Nebel Aktion zu heiraten.
Und am nächsten Morgen verkünden sie mit rosigen Wangen und strahlendem Lächeln, dass sie frisch gebackenes Brautpaar sind. Das kann natürlich schon einmal ein Schok für die Familie sein.

Aber was kann ein Paar dazu treiben, sich hinter verschlossenen Türen das Ja-Wort zu geben? Ich könnte mir vorstellen, dass viele einfach der Meinung sind, ihre Liebe ginge niemanden etwas an. Immerhin werden auch die Laken hinter blickdichten Wänden gewälzt – warum sollte es bei dem Ehe-Versprechen anders sein? Das Glück soll ja kein Aushängeschildchen, sondern eine Lebenseinstellung sein. So denken viele verklärte Idealisten, die auch sonst eher das eigenbrötlerische Temperament besitzen.

Eine andere Eklärung bietet hingegen die Theorie der permanenten Selbstdarstellung unserer Gesellschaft. Denn immer exessiver und fordernder wird das Bedürfnis der Selbstschau und -Inszenierung. Wer ist am schönsten, erfolgreichsten und glücklichsten? Mein Boot, mein Haus, mein Baum. Individualismus wird ganz groß geschrieben, also muss alles ganz besonders anders und exotisch sein. Ehelichung im Ausland oder mit den Füßen im Ozean – hauptsache irgendetwas, das noch nie jemand vor mir gewagt hat.
Und viele Pärchen wollen dem Ganzen eben ein Gegenzeichen setzen. Wollen da nicht ,,mitspielen“. Sondern ihrer Liebe einfach den Respekt zollen, den sie verdient und viele haben das mulmige Gefühl, dass eine pupertierende Gesellschaft das nicht kann.

Aber vielleicht ist die heimliche Heirat ja auch nur wieder eine andere Form der Aufmerksamkeitsforderung. Denn vielleicht ist das Fest an sich nicht besonders spektakulär – die Reaktionen darauf aber sicherlich!  So gesehen ist es mal wieder eine Perspektivfrage. Und am Ende entscheidet sowieso das Paar selber, was es für sich als richtig erachtet. Und während einige ihr Glück lieber still und für sich genießen, müssen es andere der ganzen Welt präsentieren, es hinaus schreien und ihr überfließendes Gefühl mit anderen teilen.

Helena