Geschwisterliebe – eine lebenslange Beziehung, ob wir wollen oder nicht
Blut ist dicker als Wasser, sagt man und meint damit auch die enge Verbindung zwischen Geschwistern. Mit niemandem verbringen wir in der Kindheit so viel Zeit wie mit Bruder oder Schwester. Sie leben mit uns zusammen, oft im selben Zimmer, und teilen Spielzeug, Kummer und nicht zuletzt Eltern. Das schweißt zusammen und führt zum Konkurrenzkampf. Ob um die Aufmerksamkeit der Eltern oder die besseren Schulnoten. Mit unseren Geschwistern haben wir, ob wir wollen oder nicht, eine lebenslange Beziehung. – Und das ist auch gut so.
In die Familie hineingeboren
Seine Familie sucht sich niemand aus. Man wird hineingeboren. Die Ältesten zunächst als Einzelkind, doch dann kann das Kind zur großen Schwester oder zum großen Bruder werden. Mit der Geburt des zweiten Kindes ändert sich vieles. Vorher drehte sich alles nur um dieses eine Kind und es genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit der Familie. Denn das erste Kind hat immer eine einzigartige Position. Mit seiner Geburt wurde aus dem Paar eine Familie. Vater und Mutter waren ebenso frisch und unbedarft.
Geschwister sind die innigsten Freunde und größten Rivalen
Für die Erstgeborenen ist es aber auch ein Gewinn, Geschwister zu haben. Mit ihnen kann gespielt und sich verschworen werden – gegen die Eltern und andere. Nach außen bilden Geschwister schnell eine Einheit, egal wie es im Alltag läuft und wie viel Streitereien wirklich ausgefochten werden. Denn eins ist klar: Geschwisterkinder kennen sich in- und auswendig, wissen wo sie den anderen treffen können und wie schützen müssen, wo Stärken und Schwächen liegen.
Geschwister sind auch die erste soziale Gruppe, in der das eigene Verhalten ausprobiert wird. Wie reagiert der andere auf Ablehnung oder Zurücksetzung, wie gut tut eine Umarmung, wie viel Spaß macht es, gemeinsam eine Höhle zu bauen. Konflikt und Versöhnung – Geschwisterkinder können beides und das sogar gleichzeitig.
Der Platz in der Familie
Viele Geschwisterkinder suchen sich in Abgrenzung zu Bruder oder Schwester eine Rolle. Liebt der Bruder beispielsweise Fußball, spielt die Schwester in der Band Gitarre. Ähnliches gilt oft für Charaktereigenschaften, die Kindern nach ihrer Geburtenfolge gern zugeschrieben werden. Doch die Eltern dürfen ihre Kinder nicht in Rollen zwängen. Nur weil ein Kind die große Schwester ist, muss sie nicht mutiger sein. Gleiches gilt für das Nesthäkchen, das kein geborener Diplomat ist, weil es öfter Kompromisse macht. Jedes Kind ist auch Individuum.
Es liegt an den Eltern, die freie Entwicklung jedes einzelnen Kindes zu fördern und ihm einen unangefochtenen Platz als Familienmitglied einzuräumen. Die Aufmerksamkeit gerecht aufzuteilen, fair zu bleiben gegenüber älteren wie jüngeren, ist ein Balanceakt. Der macht sich allerdings mehr als bezahlt, wenn Geschwister auch als Erwachsene eine gute Beziehung zueinander führen. Ohne sich beweisen zu müssen. Dann halten sie auch ein Leben lang zusammen. Wie Pech und Schwefel.
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