Neuer Armutsreport: Vor allem Frauen, Kinder und Singles gefährdet
Der Arbeitsmarkt in Deutschland wächst seit der Krise stetig, trotzdem ist in Deutschland jeder Sechste von Armut bedroht – betroffen sind laut dem Report des Statistischen Bundesamtes hauptsächlich Frauen, Kinder und Singles. Woran das liegt, erfahren Sie hier.
Zahlen unverändert gegenüber 2012
Heute hat das Statistische Bundesamt den Armutsreport für das Jahr 2013 veröffentlicht – und der ist leider alles andere als positiv. Obwohl es wieder mehr Jobs in Deutschland gibt, droht immer noch jedem Sechsten Bundesbürger ein Leben in Armut. Insgesamt betroffen waren 2013 13 Millionen Menschen beziehungsweise 16,1 Prozent der deutschen Bevölkerung – und damit genau so viele wie im Jahr 2012. Das größte Risiko tragen laut Statistischem Bundesamt dabei vor allem Arbeitslose (zu 70 Prozent gefährdet), aber auch alleinerziehende Frauen (zu 35,2 Prozent gefährdet) leben überdurchschnittlich oft an der Grenze zur Armut. Dies ist laut der Vereinten Nationen in Europa noch immer eine Folge der Krise, was vor allem auch daran zu erkennen ist, dass immer mehr Kinder betroffen sind. In Deutschland gilt derjenige als armutsgefährdet, der weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verdient – momentan liegt diese Grenze bei 979 Euro im Monat für eine alleinstehende Person sowie bei 2056 Euro im Monat für eine Familie mit zwei Kindern.
„Amerikanisierung der Arbeit“
Den Grund im ausbleibenden Rückgang der Zahlen trotz der Erholung auf dem Arbeitsmarkt sehen Experten vor allem in der „Amerikanisierung der Arbeit“. Dies bedeutet, dass es zwar viele Jobs gibt, diese aber häufig nicht ausreichend bezahlt werden. Und auch die sozialen Sicherungssysteme Deutschlands sollen nicht ausreichend vor Armut schützen, so die Experten. Der Armut in Zukunft ebenfalls vorbeugen könnte ein noch besseres Bildungssystem, dass schon im frühkindlichen Alter ansetzt. Hier sollten vor allem auch die Startchancen von Kindern aus bildungsfernen Milieus sowie mit Migrationshintergrund verbessert werden. Laut IW-Experte Christoph Schröder fängt dies bereits mit dem Ermöglichen von mehr Kitaplätzen und Ganztagsschulen an, da so mehr Alleinerziehende in Vollzeit arbeiten könnten. Auch Geringqualifizierten sollte nachträglich ein Ausbildungsabschluss ermöglicht werden, um deren Jobchancen zu erhöhen.
Immer mehr Kinder unterhalb der Armutsgrenze
Auch in anderen hochentwickelten Industrienationen rutschten in den letzten Jahren immer wieder Menschen in die Armut ab – laut Unicef sind seit 2008 in 41 untersuchten Staaten allein 2,6 Millionen Kinder betroffen gewesen.
Foto-Credit: AK-DigiArt – Fotolia