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Keinen Sex vor der Ehe – gut oder naiv?

Da ich ja im letzten Artikel so richtig schön dramatisch gewesen bin, setze ich heute nochmal einen drauf. Thematisch liegt die ganze Sache zwar ein wenig in der Grauzone, trotzdem lasse ich es ausnahmsweise mal durchgehen. Bei mir geht´s heute um das Thema: ,,Keinen Sex vor der Ehe“. Puuuh. Genau 😉 .

Früher galt es als normal, heute wird es verpöhnt: Geschlechtsverkehr vor dem Ehevollzug zu haben. Die Jungfräulichkeit stellte ,,damals“ ein besonderes, einzigartiges Geschenk für den zukünftigen Bräutigam dar, der diese durch das rot besudelte Laken beweisen konnte.
Das war wichtig, denn man wollte ja keine ,,schmutzige“ Frau heiraten.

Heute ist es ,,ein wenig“ anders, heute sind die Frauen emanzipiert und wir leben in einer freien Gesellschaft. Noch dazu in einer sexualisierten Gesellschaft, in der „sex sells“ ein großes Motto ist.
Sex ist nicht mehr nur noch zur reinen Fortpflanzung da, sondern ist ein netter Zeitvertreib, ein Hobby, einen Nebensächlichkeit, ein Indikator für eine gute Beziehung, mittlerweile sogar ein Indikator für ein glückliches, erfülltes Leben und seltener ein anerkannter Beruf.

Beziehungen werden oft mit Sex angetestet. Man macht sich eben schon einmal ,,warm“ miteinander. Sex ist eine Selbstverständlichkeit, etwas, das es an jeder Straßenecke zu finden gibt. Und zwar nicht gekauft, sondern geschenkt und hinterher geschmissen. Sex ist kein taburisierter Begriff mehr, aber ein irgendwie schmutziger.
Oft hört man Männer jetzt sagen: ,,Hoffentlich ist sie keine Jungfrau, sonst wird es anstrengend!“ Denn während früher die Männer in der besonderen Hochzeitsnacht sich einfach ,,nahmen“, was ihnen nun einmal zugestand, so müssen sie heute Rücksicht walten lassen. Müssen auf die Frau eingehen. Beziehungen können nämlich in unserer Wegwerfgesellschaft recht schnell aussortiert werden. Wie ein löchriger Mantel, den man nicht mehr schön findet.

Wer in dieser wilden Zeit plötzlich sagt: ,,Ich habe keinen Sex und warte auf den Richtigen!“, der wird erst einmal schief angeschaut. Und dann belächelt. Denn mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, kann bedeuten, sehr lange zu warten. Früher heiratete man nämlich relativ jung, meistens noch bevor man das zwanzigste Lebensalter erreichte. Heute ist man mit dreißig noch jung – und gerne ledig. Besonders die Männer haben angefangen, sich in der Hinsicht lange zu zieren. Bis sie plötzlich von Torschlusspanik gepackt werden.
In einer Welt, in der es beinahe nur noch um Sex geht, hat man es als Jungfrau nicht so einfach. Deshalb meine Meinung: Daumen hoch für all diese Revoluzzer 😉 ! Und das meine ich jetzt nicht sarkastisch, sondern bitter ernst.

Auch, wenn es fast schon traurig ist, zu sagen, so entspricht es der tristen Wirklichkeit: Ein Mensch, der damit bis zur Hochzeitsnacht wartet, ist mutig. Kann sich durchsetzen. Und weiß natürlich auch, was er will. Und ich wette, diese Ehe hält länger als so manch andere, zu schnell beschlossene. Denn weil man sich mit dieser Art auf Werte besinnt, weil man weiß, dass gut Ding eine Weile haben will. Weil diese Sache wichtig ist. Und weil man sich hingibt. Hier habe ich übrigens einen interessanten Artikel darüber gefunden, der die gegenspielende Entwicklung beleuchtet. Nämlich den Trend dazu, keinen Sex vor der Ehe zu haben.

Plädiere ich mit diesem Artikel jetzt also für eine Entsexualisierung? Wohl kaum. Ich glaube nicht, dass es besser ist, keinen Sex vor der Ehe zu haben. Aber ich glaube schon, dass es richtig ist, sich zu fragen, ob bei uns eigentlich alles ganz richtig und sauber tickt. Oft werden Beziehungen an dem Sex bemessen, ist der gut, ist auch die Beziehung gut. Doch Liebe hat mit Sex rein gar nichts zu tun. Und das wussten die mittlerweile verstorbenen Generationen vor uns sehr genau. Wir haben das vergessen und – was noch viel schlimmer ist – schlichtweg verlernt.

Helena