Jugendmusik – wenn Sido und Amy im Kinderzimmer einziehen
„Teenagers are all a**holes“ – sangen die Adolescents in den 80ern. Ich fand es toll, meine Eltern eher nicht. Gerade letzte Woche fiel mir der Song nach all den Jahren wieder ein, und ich ertappte mich dabei, wie ich ihn geistesabwesend daher sang. Gegen die Hip Hop Musik meines Sohnes kam ich allerdings nicht an.
Jugendmusik – jetzt wird’s laut!
Jugendmusik ist ein Thema, wo vielen Eltern schnell mal der Geduldsfaden reißt. Egal ob Boyband Weichspüler, Technobeats oder Macho Rap von Möchtegern-Gangstern – über Geschmack lässt sich nicht streiten, über Lautstärke sehr wohl.
Gerade in der Pubertät haben Jugendlich das Bedürfnis sich äußerlich von ihrer Umwelt abzugrenzen. Das ist ganz normal und gehört auf der Suche nach der eigenen Identität dazu. Man bedenke, dass Musik schon immer ein Zeichen von Kultur war und ist. Rebellion durch Grenzüberschreitungen und Provokationen gegenüber den Eltern gehören ebenfalls zum Abnablungsprozess dazu. Musik ist immer auch Sprachrohr der Jugendkultur – gerade wenn es um Themen wie Freundschaft, Hass, Angst und Liebeskummer geht, über die man ungern selbst reden möchte, sprechen manche Song wahrlich Bände und sind ein gutes Ventil.
Also denken Sie daran, wie das bei Ihnen damals war, bleiben Sie gelassen, denn es gibt gute Nachrichten: Die Pubertät geht vorbei! Trotzdem ist das kein Freifahrtschein für jeden Quatsch, der aus den Boxen des Kinderzimmer quillt.
Isch mach disch Krankenhaus! – Jugendmusik und Gewalt
Egal ob einem die Jugendmusik gefällt oder nicht, in der Erziehung damit auseinander setzen sollte man sich trotzdem. Informieren sie sich über die Texte.
Rechts-Rock und gewaltverherrlichende Songs sollten ebenso tabu sein, wie sexistische oder homophobe Inhalte und Porno-Rap.
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat bestimmte Musikstücke von Sido und den Böhsen Onkelz nicht umsonst auf den Index gesetzt, – künstlerische Freiheit, Authentizitätsanspruch und Auslegungssache hin oder her, im Kinnderzimmer haben die Songs nichts zu suchen, denn ein jugendlicher auf der Suche nach Vorbildern kann noch nicht zwischen Showbiz und der Grenze zur Überschreitung der Menschenwürde unterscheiden. Sido selbst möchte übrigens auch nicht, dass sein Kind seine Texte hört, wie er der Öffentlichkeit einmal erklärte.
Ein radikales Verbot wird jedoch mehr noch dafür sorgen, dass das Kind die Sachen aus Trotz abfeiert. Suchen sie das Gespräch, diskutieren sie darüber, warum Frauen Frauen und nicht „schwanzlutschende Schlampen“ sind. Versuchen sie das Thema auch in der Schule anzusprechen.
Übrigens ist nicht alles an Jugendmusik nervtötender Müll, womit leidgeprüfte Eltern täglich beschallt werden. Bad boy Pete Doherty z. B. verarbeitet in seinen Texten lyrische Anleihungen von Charles Baudelaire und Oscar Wilde. Und wenn dem Nachwuchs die Musik des Tischkanten-Schnuffels gefällt, findet er vielleicht ja auch die Smiths Platten cool, die noch im Schrank verstauben. Immerhin geben viele Bands heute an, dass Musikgruppen wie the Cure, die Beatles oder the Clash zu ihren Vorbildern zählen. Also: Ohropax kaufen und in eigenen Erinnerungen schwelgen.
Sehr gute Ratschläge, wie man mit den Musikvorlieben der Hernwachsenden umgehen sollte, gibt es auch hier auf der Internetseite der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien